⚲
 
 
 

Testbericht: Furch GNc4 Grand Nylon Konzertgitarre

Exzellente Holzauswahl
High End Ausstattung für vergleichbar geringen Preis
Made in Europe (Tschechische Republik)
Leicht, klein und trotzdem mit voluminösem Klang
Kleiner Hals verbessert Bespielbarkeit (für E-Gitarristen ideal)

Decken Variationen

Furch GNc4-CR: Zederndecke
Furch GNc4-SR: Sitkafichten Decke
 

Bei der Furch GNc4 Grand Nylon Serie existieren zwei Varianten: die GNc4-CR und die GNc4-SR. Beide unterscheiden sich nur im Holz der Decke, während alles andere identisch sind. Die GNc4-CR besitzt eine massive Zederndecke, die GNc4-SR eine massive Sitkafichten Decke. Hier gibt es keine bessere oder schlechte Option, es ist schlicht Geschmackssache, denn die unterschiedlichen Decken verändert den Sound und die Ansprache etwas. Mehr dazu unten bei "Sound".

Ersteindruck

Furch GNc4-SR in Koffer

Sowohl die CR, als auch die SR machen sofort "Out if the box" einen perfekten Eindruck. Die Maserungen der Decken sind schön, die Schalllochverzierungen elegant, aber das optische Highlight sind Boden und Zargen. Die Palisander Auswahl ist hier exzellent, obwohl es sich laut Furch dabei "nur" um die optisch zweithöchste Klassifizierung (AA) handelt. Der kantige Koffer ähnelt von der Form eher einer Tasche und gefällt mir persönlich nicht so. Ist aber natürlich Geschmackssache und mal was andres, verglichen mit anderen Herstellern. Die Kofferverzierungen mit dem Furch Logo werten den Koffer hingegen optisch auf. Das Wichtigste: der Schutz der Gitarre ist damit auf jeden Fall gegeben.

Nimmt man die Furch das erste Mal in die Hand, fällt sofort die hervorragende Saitenlage auf, die bis in die höchsten Lagen gewährleistet ist. Auf den zweiten Blick stellt man eine perfekte Bundreinheit fest, die vor allem bei sehr hohen Barre-Akkorden positiv auffällt. Ein kleiner Wermutstropfen macht sich bei der GNc4-SR bemerkbar (wahrscheinlich wegen der extrem niedrigen Saitenlage), denn hier lässt sich, für meinen Geschmack ein bisschen schnell, in höheren Lagen und bei starkem Anschlag Fret Buzzing feststellen (Nebengeräusch, das entsteht, wenn eine Saite auf einen Bund schlägt). Bei Gitarren mit Halsstab lässt sich das allerdings oft und schnell durch eine Korrektur der Halskrümmung ändern. Mit dem verbauten Furch CNR System sollte dies ohne Probleme gehen, denn die Halskrümmung lässt sich damit sogar in alle Richtungen ändern. Dazu passt auch, dass sich bei der Furch GNc4-CR kaum Fret Buzzing bemerkbar macht.

Holzauswahl und Ausstattung

Bei der Holzauswahl für die GNc4 setzt Furch auf massives indisches Palisander für den Korpus, sowie eine massive Sitkafichtendecke bei der SR und eine massive Rotzederdecke bei der CR. Schon der Anblick der Zargen aus Palisander lässt das Herz von Holz-Liebhabern höher schlagen, aber der Palisander-Boden topt dies nochmal. Bei den Decken fällt einem sofort die schönen Maserungen auf, wobei die Sitkafichte der SR das Zedernholz der CR in den Schatten stellt. Der, wegen der Klangeigenschaften ultra dünn aufgetragene, Full-Pore High-Gloss Lack setzt das attraktive Holz nochmal mehr in Szene und schützt es natürlich auch. Während der Hals matt gehalten wurde, ist die Kopfplatte wieder glänzend und erzeugt zusammen mit dem matten Griffbrett einen hübschen Kontrast. Verzierende Linien im künstlichen Tortoise-Binding runden den edlen Gesamtlook ab.

Furch stattet die GNc4 Konzertgitarren mit dekorativen Schaller Hauser Chrome aus, die eine hervorragende Übersetzung von 1:16 bieten. Dadurch lässt sich die Konzertgitarre quasi aufs Hertz genau stimmen und so manches Stimmgerät wirkt regelrecht billig im Angesicht so genauer Mechaniken. Der Sattel der GNc4 besteht aus schwarzem TUSQ (hochwertiger Kunststoff).

Furch CNR System

Ein Highlight stellt das eigens von Furch entwickelte System des Halsstabes dar. Es ist ein moderner Ansatz und eine Weiterntwicklung, verglichen mit den "traditionellen" Halsstäben. Furch beschreibt es so: Bei einem normalen Halsstab liegt der Druck beim Einstellen voll auf den beiden Enden des Stabes, aber zwischen diesen zwei Punkten macht das Holz, was es will. Holz verhält sich teilweise unvorhersehbar, wodurch es in Folge zu Buzzing oder einer schlechteren Bespielbarkeit kommen kann. Hier setzt das CNR System an. Der Halsstab wird zusätzlich mit einer extra leichten, starken Karbon-Ummantelung ausgestattet, das Holz des Halses wird dadurch stabilisiert. Darüber hinaus lässt sich der Hals so genauer einstellen.

Auch die Größe des Verstärkungsblocks im Korpus (übliche in traditionellen Halsstabsystemen) reduziert Furch durch den Einsatz von stabilem Material. Dies hat eine bessere Resonanz zur Folge und damit ein längeres Sustain. Beim CNR System wird der Hals-Korpus-Übergang durch einen speziellen Block stabilisiert, wodurch der erforderliche Holzausschnitt minimiert werden kann. Das gesamte System wird im Hals verbaut und macht sich nur noch durch eine kleine Einstellungsschraube direkt unter der Decke bemerkbar.

Furch verspricht durch das CNR System nicht nur eine längere Haltbarkeit des Halses, sondern ebenfalls eine lang anhaltende Bespielbarkeit wie am ersten Tag. Durch den speziellen, dualen Halsstab kann der Hals sowohl konvex, als auch konkav angepasst werden. Dadurch ergibt sich ein weiterer Vorteil: Der Hals kann mit einer ansteigenden Krümmung eingestellt werden, dies kommt der Bespielbarkeit deutlich entgegen.

Furch GNc4 Specs

DeckeSR: massive Sitkafichte - CR: massive Rotzeder
Boden und Zargenmassives, indisches Palisander
GriffbrettEbenholz
HalsAfrikanisches Mahagoni
Mensur65 cm
Sattelbreite4,5 cm
FinishFull-Pore High-Gloss (glänzend) - Hals: Polished (poliert)
Hals ProfilFurch Soft V
Griffbrett Radius40 cm
Bünde18
BauformGrand Nylon

Spielpraxis

Die Furch Gn4 Grand Nylon vereint im Grunde zwei Welten miteinander: Den Sound einer klassischen Gitarre mit den ergonomischen Eigenschaften einer Western- oder sogar E-Gitarre. Teilweise besitzt die Gn4 eine solche Leichtigkeit, sodass ich mich phasenweise daran erinnern musste, auf einer Konzertgitarre zu spielen. Das Spielgefühl ist ausgezeichnet und vor allem auch für E-Gitarristen oder kleine Finger ein schönes Erlebnis, das man so eigentlich nicht von einer Konzertgitarre (mit dickem, unhandlichem Hals) kennt. Dies hat man unter anderem dem schlanken 4,5 cm breitem Hals zu verdanken, der durch den abgestimmten Saitenabstand aber fast nie zu klein wirkt.

Das CNR System ist nicht nur ein Werbegag, sondern macht sich tatsächlich in der Praxis bemerkbar. Eine gut eingestellte Furch GNc4 vereint eine weitestgehend perfekte Saitenlage mit minimalem Buzzing, und das bis in die höchsten Bünde. Nur wenn man stärker in die Saiten schlägt, kann vermehrt Buzzing auftreten. In Kombination mit dem Cutaway kann man die unteren und oberen Bünde gleichermaßen ohne Abstriche nutzen und sogar den obersten Ton der Gitarre gut erreichen. Die vorbildliche Bundreinheit zusammen mit dem polierten Hals liefert ein an jedem Bund angenehmes Spielgefühl. Durch die hochwertigen Schaller Stimmmechaniken ist ein außergewöhnlich, präzises Stimmen möglich und die Stimmung wird einwandfrei gehalten.

Sound

Soundbeispiele Furch Gn4-SR (Fichtendecke)

Soundbeispiele Furch Gn4-CR (Zederndecke)

Einzigartiges Voicing

Den bassigen Grundklang dominiert stark das Palisander von Boden und Zargen. Während bei der die GNc4-CR mit der Zederndecke ein wärmerer, sustainreicher Klang erreicht wird, der sich stark in Bässen und Mitten definiert, liefert die Sitkafichtendecke bei der GNc4-SR einen etwas leiseren Klang und spricht außergewöhnlich dynamisch auf den Anschlag an. Zederndecken besitzen den Ruf bei weitem nicht so lange eingespielt werden zu müssen, im Kontrast dazu benötigen Fichtendecken eine längere Einspielzeit, um ihren vollen Ton zu entfalten. Dementsprechend lassen sich beide Varianten in einem Testbericht schwer vergleichen, es sei denn die Gitarren werden monatelang parallel gespielt. Deswegen überrascht es nicht, dass die Furch GNc4-CR mit Zedern-Decke während des Tests einen besseren Eindruck hinterlässt, denn der Sound der SR mit Fichten-Decke wird sich im Laufe der Jahre noch entwicklen. Trotzdem liefern beide Varianten ein hervorragendes Sustain, was wahrscheinlich neben anderen Dingen auf das Massivholz, das CNR System und den "Voicing Prozess" zurückzuführen ist.

Bei der Fertigung der Decken zeichnet Furch ihr spezieller "Voicing Prozess" aus. Dabei werden die Querstreben unterhalb der Decke individuell auf den Klang des Holzes angepasst. Furch verspricht dadurch, die maximalen Klangeigenschaften aus einem Holz herauszuholen.

Fazit

Ich bin mir nicht sicher an was es genau liegt, aber mit der Furch GNc4 Grand Nylon Serie hat man ein ganz besonderes Instrument in Händen, das einen im Idealfall ein Leben lang begleitet. Angefangen bei der herrlichen Optik durch die Mischung von Palisander, Zeder/Fichte und Mahagoni, bis hin zur fast schon perfekten Bespielbarkeit, erreicht durch die gute Halskrümmung, niedrige Saitenlage und nicht zuletzt durchs Cutaway; und natürlich der elegante Massivholz-Klang, den man durch Anschlag und Dynamik maßgeblich beeinflussen kann. Wahrscheinlich liegt es nicht an einer Sache, es ist einfach die Kombination vieler Produktionsschritte, die fast alles richtig zumachen scheinen. Mit der GNc4 bekommt man eine überraschend leichte, handliche Konzertgitarre, der es trotzdem nicht an Volumen mangelt und vor allem auch Western- und E-Gitarristen ansprechen dürfte, die an einer erstklassigen Nylonsaiten-Gitarre interessiert sind.

Test durchgeführt
von Rolf Hacker
für gitarren-testen.de
Tester / Autor: Rolf Hacker
 

Preiswecker - Furch GNc4

Mail SymbolTwitter LogoYoutube Logo

©gitarren-testen.de

ImpressumKontaktNutzungsbedingungenDatenschutz* = Affiliatelink / Werbung

Bleib auf dem Laufenden

TwitterYoutubeNewsletterNeue Testberichte und Artikel

Hersteller und Online Shops

Ihr wollt einen Testbericht zu einem eurer Produkte?
Schickt es und wir testen es.

Texte können nicht gekauft werden! Wir sind unabhängig und benennen dementsprechend Stärken und Schwächen eines Produktes.